Zeltlagerbericht 2010

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Rezept

Man nehme:
–    85 Kinder
–    35 Gruppenleiter
–    700 km Zeltplatzsuche
–    4 Tage Regen
–    1 Tag Sonnenschein
–    4 Dixie-Klos
–    11 Ster Holz (wenn nur 9 zur Hand reicht auch)
–    den kürzesten Zeltlager-Gottesdienst aller Zeiten
–    1400 Semmeln
–    20 Gläser Nutoka
–    15 Kästen Spezi
–    2 neue Wimpel
–    1 Wespennest
–    ein Dutzend Flusskrebse
–    1 Gorillakostüm
–    die Anleitung für die Enzenshausener Runde
–    2x einen Fußweg über Donaustauf
–    30 Überfaller
–    1 Ironman
–    1 hilfsbereites Dorf

Das alles rühre man gut um und singe dabei ein kindisches Lied! 🙂

So in etwa könnte das Geheimrezept für das diesjährige Zeltlager lauten. Auch wenn so manche Zutat einen leicht herben Geschmack in die Suppe brachte, versuchten wir wie immer, das Beste daraus zu machen. Und wie üblich war es ein unvergessliches, wunderschönes Zeltlager, das viel zu schnell vorbeiging!

Das Zeltlager 2010 bot in mancherlei Hinsicht etwas Neues: noch nie hatten wir so viele Überfaller, noch nie hatten wir so schlechtes Wetter beim Abbauen, noch nie waren wir so viele Leute, noch nie war die Zufahrt durch eine Großveranstaltung gesperrt, aber vor allen Dingen: noch nie mussten wir einen ehemaligen Zeltlagerleiter und Freund so schmerzlich vermissen. Unser Börny, langjähriger Lagerleiter, ehemaliger Gruppenleiter und allen ein guter Freund, starb im März diesen Jahres viel zu früh an einer schrecklichen Krankheit. Das traurige Ereignis warf einen dunklen Schatten auf diese Woche. Doch für viele von uns war es ein Trost, das Zeltlager, in das Börny jedes Jahr so viel Zeit und Energie gesteckt hatte, in seinem Sinne weiterzuführen.

1.    Tag – Sonntag
Jurte und Spitzzelt stehen, das weiße Mannschaftszelt und die Küche sind aufgebaut, die Gruppenleiterzelte sind platziert, eine Wasserstelle ist eingerichtet, die Feuerstelle ist ausgehoben, Getränke und Dixie-Klos sind vorhanden – es kann losgehen!
„Komisch… es ist 13.00 Uhr. Normalerweise müssten die Kinder längst nach dem Gottesdienst und Lagersegen auf dem Platz angekommen sein, aber stattdessen strampeln bloß ein paar verwirrte Rennradfahrer mitten durch den Wald…“ Wer konnte schon damit rechnen, dass ausgerechnet durch die Weltstadt Unterlichtenwald zu Beginn der Sommerferien der Ironman verläuft und deswegen die Zufahrtsstraße zur Wiese gesperrt ist?? Glücklicherweise war die Route über Bernhardswald ab Mittag wieder freigegeben und so fanden doch noch 85 Kinder den langen Weg auf den Zeltplatz.
Nachdem wir die Zelte wider Erwarten alle entlang der Wiese untergebracht hatten, begannen wir, das Lager mit Hilfe der Kinder weiter „aufzurüsten“. Es wurden Mülleimer gebaut, ein Völkerballfeld abgesteckt, Brennholz gesammelt und vor allen Dingen der Wimpelmast aufgestellt.
Der Wimpelmast fiel heuer bewusst etwas kleiner aus, um die Gefahr zu mildern, falls ihn Überfaller umsägen sollten. Zwei nagelneue, gesegnete Wimpel hingen daran, die in der Rekordzeit von 2:14 Minuten durch alle Hände gewandert waren. Nächstes Jahr schaffen wir das noch schneller!
Nach der ersten Runde Völkerball und der offiziellen Begrüßung und Einführung der Neulinge war es auch schon an der Zeit für’s Abendessen. Knacker zum Selberbraten über dem Feuer stimmten uns auf das Zeltlager ein, dazu schmeckten dreierlei frische Salate.
Mit dem üblichen Singen am Lagerfeuer und einer Schweigeminute für Börny klang der erste Abend aus. Von einer ruhigen Nacht konnte allerdings nicht die Rede sein, beehrten uns doch gleich acht Überfaller von der Pfarrei Herz Marien, denen es glücklicherweise nicht gelang, unseren Wimpel zu stehlen.

2.    Tag – Montag
Vormittags waren Workshops angesagt. Neben bewährtem Altbekannten wie ‚Wattn- und Schafkopfkurs‘ oder ‚Bänder knüpfen‘ wurde auch Neues wie ‚Schnitzen eines Spiels‘, ‚Rasseln basteln‘, ‚Römische Mühle‘, ‚Bau eines Kochers‘ oder der Filmworkshop ‚SoKo KjG‘ angeboten.
Am Nachmittag blieb dann genügend Zeit für eine ausgiebige Runde Völkerball – zumindest für die Hartgesottenen, die sich nicht vom Regen abschrecken ließen.
Einen Vitaminschub lieferten uns mittags die Kartoffeln mit Kräuterquark.
Andere verkrümelten sich lieber in ihre Zelte oder in die Jurte und kämpften mit Süßigkeiten, Massagen und Kartenspielen, wie z.B. der Enzenshausener Runde, gegen das schlechte Wetter an.
Abends wärmten sich alle mit einer großen Portion Nudeln in Schinken-Sahne-Soße.

Nach dem Singen gingen wir auf Nachtwanderung. In kleinen Gruppen liefen wir über abenteuerliches Gelände durch den Wald. Da keine Taschenlampen angeschaltet werden durften und jede Gruppe nur mit zwei kleinen Knicklichtern ausgestattet war, begannen sich die Kinder schnell ein bisschen zu gruseln. Das war auch Sinn und Zweck der Übung. Schließlich war die Wanderung diese Jahr der Ersatz für das beliebte Fantasy-Game.

3.    Tag – Dienstag
Dienstag war „Lolly“-Tag: Lagerolympiade. Hier traten bei jeder Station zwei Gruppen direkt gegeneinander an, was den Ehrgeiz natürlich enorm anfachte. Bei den verschiedenen Spielen, bei denen nicht nur Erfolg, sondern vor allen Dingen Teamgeist und Kooperation zählten, war viel Geschicklichkeit gefragt. Egal, ob es darum ging, eine Stange, die von der Gruppe auf den Fingern balanciert wurde, gleichzeitig abzulegen oder ein Netz im Wald mit gewissen Schikanen zu überqueren – die Kinder legten sich mächtig ins Zeug und wurden dabei tapfer von ihren Gruppenleitern unterstützt.

Da der Pastoralreferent Armin Hecht aus familiären Gründen nicht am Lager teilnehmen konnte, hielt die Praktikantin Mirjam Mielke die Lagerandacht. Kurz und knackig wurde es der wohl kürzeste Lagergottesdienst, den wir je gehabt hatten, aber er traf die Sache auf den Punkt, nichts fehlte.

Zum Abendessen gab es die beliebten selbstgemachten Hamburger.
Doch der Nachtwache war zum dritten Mal in Folge keine Ruhe vergönnt. Ganze 17 Überfaller von diversen Pfarreien hatten es auf unseren Wimpel abgesehen. Aber gemeinsam konnte er erfolgreich verteidigt werden.

4.    Tag – Mittwoch
Endlich gutes Wetter! Der Dauerregen hatte ein Ende, die Sonne ließ sich mal wieder blicken, so dass der Survivalday wie geplant stattfinden konnte.
Ausgerüstet mit Karte, Kompass und Lunchpaketen wanderten wir in Gruppen über eine teils markierte Strecke. Es galt, schwierige Aufgaben zu lösen, wie z.B. die Masterfrage: „In wieviele Teile lässt sich ein Kreis mit vier Geraden maximal teilen?“ Die Kinder knobelten und tüftelten nach Kräften und hatten noch genug Energie um fröhliche Marschlieder zu singen. Dabei stellte sich bald heraus, dass die größte Herausforderung darin bestand, den Weg zu den einzelnen Stationen im Wald zu finden. So kam es nach mancherlei Umwegen (teilweise bis nach Donaustauf) dazu, dass zwei Gruppen sich zusammenschlossen und den restlichen „Überlebenstag“ gemeinsam bewältigten.
Schließlich kamen aber doch noch alle Gruppen wohlbehalten im Lager an. Nach diesem anstrengenden Tag gab es zur Stärkung Chili con Carne.
Der Bauer, der uns die Wiese geliehen hatte, hatte versprochen, uns ein Ster Holz zu schenken, wenn er uns jeden Abend bis zu seinem Hof oben am Berg singen hört. Nun kam er selbst ans Lagerfeuer, um sich von unseren Sangeskünsten zu überzeugen. Nachdem wir auf seinen Wunsch hin „Yesterday“ gesungen hatten, bedankten wir uns mit einem langen Applaus für sein Entgegenkommen. Mit ihm saßen wir noch lange gemütlich zusammen und unterhielten uns.
Auch in dieser Nacht rissen die Angriffe auf unseren Wimpelmast nicht ab. Dieses Mal waren es einige Leute der KjG Bad Abbach, die angerückt waren. Sie hatten keine Zeit gehabt, um in das Zeltlager ihrer Pfarrei, das zeitgleich mit unserem stattfand, mitzufahren. Und so beschlossen wir kurzerhand, gemeinsam einen Überfall auf das andere Lager zu versuchen. Da die Pfarrei Bad Abbach aber ihren Wimpel an einen metallenen Fahnenmast gehängt und die Schnur mehrfach gesichert hatte, bestand leider keinerlei Aussicht auf Erfolg.

5.    Tag – Donnerstag
Am Donnerstag stand noch viel Verschiedenes auf dem Programm. Vormittags war endlich Gelegenheit für Pyramide (ein Versteckspiel im Wald) und einige andere kleine Spiele, sowie nochmals auf Wunsch der Kinder eine ausgiebige Runde Völkerball. Mittags ließen wir uns Nudeln mit Tomatensoße schmecken. Am Nachmittag wurden dann schließlich die Musicals aufgeführt, die die einzelnen Gruppen als Abschluss des Survivaldays einstudiert hatten. Teil der Aufgabe war es, verschiedene Wörter miteinzubauen, u.a. Monster, Petrischale, Dixieklo-Umrührstab und Aquädukt. Angesichts dieser ungewöhnlichen Kombination kann man leicht erahnen, was für lustige Vorführungen zustande kamen. Zum krönenden Abschluss gab es abends Geschnetzeltes mit Semmelknödeln.
Und dann passierte beim Singen etwas sehr Merkwürdiges. Ein Zirkusdirektor, der vor bösen Clowns geflüchtet war, tauchte plötzlich am Lagerfeuer auf und erzählte eine unfassbare Geschichte: sein Wanderzirkus habe in der Nähe Halt gemacht und sei dabei wohl auf ein historisches Grab gestoßen. Nun sei der Zauberer von einem Fluch belegt und alle seine Zaubertricks würden tatsächlich böse Realität, bspw. habe er tatsächlich einen Menschen zersägt. Auf dem Weg zum Zauberbuch, dass den Bann brechen soll, begegneten wir überdimensional großen Kaninchen, einer mysterösen Kassiererin und knallharten Artisten. Der Gruppenleiter wurde auf einmal für zwei Silberlinge gegen einen bekloppten Freak eingetauscht und die Zirkuskapelle konnte mittels eines schrägen Konzerts gerade noch verhindern, dass wir in die Fänge des bösen Magiers geraten…
Mit der gelungenen Bewältigung dieses Gruselabenteuers steuerte das Zeltlager seinem Ende entgegen. Traditionell dürfen an diesem Tag alle solange aufbleiben, wie sie möchten. Bei Pudding in der Jurte (es regnete – mal wieder) klang die Nacht aus.

6.    Tag – Freitag
Der Tag der Heimreise lässt sich am Besten mit diesem Wort zusammenfassen: Schlamm! Der Dauerregen forderte seinen Tribut, die Wiese hatte sich in einen Sumpf verwandelt. Viel zu schnell war die Woche vergangen und alle packten ihre Sachen. Aber wir sollte das Gepäck über den langen Feldweg bis zur Straße bekommen? Die Autos riskierten, im Schlamm stecken zu bleiben. Was sollten wir also tun? Der Pächter unserer Wiese war verhindert, aber jeder in Unterlichtenwald wusste von unserem Lager. Bevor wir also in die Verlegenheit kamen, das THW anrufen zu müssen, erbarmte sich ein Bauer aus dem Dorf und fuhr Ladung um Ladung (es waren mindestens 6 oder 7) mit Traktor und Anhänger zum Parkplatz vor. Die Hilfsbereitschaft der kleinen Gemeinde lernten wir bereits zu Beginn der Woche kennen, als der Poigerwirt uns riesige Bottiche voll mit Trinkwasser zum Kochen schenkte. Ohne Leute wie diese wäre ein Zeltlager in der Form nicht durchführbar, weshalb wir ihnen sehr dankbar sind!
Angesichts des ungemütlichen Wetters packten auch wir Gruppenleiter unsere sieben Sachen (und diverse Utensilien und Mannschaftszelte) und brachen am Spätnachmittag ab.
Ein unvergessliches, schönes und aufregendes Zeltlager lag hinter uns und wir freuen uns schon jetzt auf das nächste Jahr!

 

geschrieben von Verena B.

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